„Meine Generation ist zu lange untätig geblieben“
Seit meiner Geburt 1976 in Göttingen habe ich ununterbrochen im Landkreis bzw. in der Stadt Göttingen gelebt. Nach Stationen auf dem Hagenberg, Holtenser Berg, Klausberg und in Weende bin ich 2006 nach Rosdorf gezogen.
Zur Politik hier in Rosdorf haben mich die Ereignisse rund um die Demonstration am 9. März 2020 geführt, deren Auslöser der Verkauf eines Grundstückes in der Hagenbreite war. Schon vorher habe ich mich gelegentlich gefragt, wie die Bebauung in Rosdorf zu den teils detaillierten Vorgaben in den Bebauungsplänen von Neubaugebieten passt. Und ich war nicht der Einzige. Gemeinsam mit Anwohnern, Betreibern und Unterstützern des Rosdorfer Reiterhofs und vielen weiteren Bürger:innenn haben wir die Demonstration organisiert, aus der auch eine entsprechende Bürgerinitiative entstanden ist. Seither verfolge ich die Rosdorfer Politik im Ausschuss Bau, Umwelt und Verkehr, im Ortsrat und im Gemeinderat und habe festgestellt, dass oft nur auf Probleme und Notwendigkeiten reagiert wird, statt vorausschauend und proaktiv zu agieren. Zwar kann man die Zukunft nicht in der Glaskugel vorhersehen, aber bei politischen Entscheidungen sollte man eine Idee verfolgen, wie man diese aktiv und mit möglichst viel Weitsicht langfristig gestalten möchte.
„Meine Generation ist zu lange untätig geblieben“
Obwohl ich in der Schule bereits gelernt habe, wie sich die Treibhausgase auf die Erderwärmung auswirken, habe ich mich wie viele andere meiner Generation leider darauf verlassen, dass die aktiven Mandatsträger auf Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse die geeigneten Maßnahmen ergreifen werden. Inzwischen ist leider offensichtlich, dass dies nicht geschehen ist. Nicht nur der Bundesgerichtshof hat festgestellt, dass der Gesetzgeber zur Wahrung grundrechtlich gesicherter Freiheit Vorkehrungen hätte treffen müssen, um die hohen Lasten für die zum Teil noch sehr jungen Beschwerdeführenden abzumildern. Auch die Wetterextreme der letzten Jahre und vor allem auch 2021 haben mir gezeigt, dass schon viel zu viel Zeit ungenutzt verstrichen ist.
Die noch im Juli geführte Debatte zu den Themen „Klima macht Schule“ und „Klimaschutzmanager/in“ im Gemeinderat haben mir aufgezeigt, dass längst nicht bei allen Ratsmitgliedern das Bewusstsein vorhanden ist, dass jetzt und auch hier in Rosdorf mit dem Klimaschutz und der Energiewende mit Nachdruck begonnen werden muss. Vielmehr verlässt man sich darauf, dass dies auf übergeordneter Ebene für uns gelöst wird. Dabei kann diese globale Aufgabe nur durch große Projekte und vor allem durch viele kleine Maßnahmen vor Ort gelingen. Klima- oder CO2-neutrale Siedlungen oder Quartiere, wie sie an anderen Orten entstehen, spielen in Rosdorf bislang keine Rolle. Städtebauliche Konzepte, wie man sie unter dem Begriff Schwammstadt (Sponge City) kennt, die uns vor Hitze und Starkregenereignissen schützen, finden keine bzw. viel zu wenig Berücksichtigung in der Planung. Der Werkzeugkasten bietet eine Menge Möglichkeiten, auch hier vor Ort aktiv den Umwelt- und Klimaschutz voranzutreiben.
Es gilt, den durch uns Menschen verursachten Anteil der Erderwärmung jetzt schnellstmöglich zu reduzieren und langfristig durch technologischen Fortschritt und viele kleine und große Schritte entgegenzuwirken. Gleichzeitig sind Maßnahmen zu ergreifen, um die Folgen des Klimawandels so gut wie es möglich ist zu beherrschen. Die Gesundheit und unseren Wohlstand müssen wir schützen, für uns und vor allem auch für unsere Jüngsten.
„Können wir das schaffen?“ YO WIR SCHAFFEN DAS!